Wie relevant sind Puls-Mitteilungen der Apple Watch?

Wyatt KD et al.: Clinical evaluation and diagnostic yield following evaluation of abnormal pulse detected using Apple Watch. J Am Med Inform Assoc (2020) 27(9):1359-1363.
doi: 10.1093/jamia/ocaa137

In einem Zeitraum von 4 Monaten (Dez. 2018 bis März 2019) wurden von den 767.338 Patienten aller Mayo-Klinik-Standorte in den USA mittels automatisierter Textanalyse insgesamt 598 Patienten identifiziert, in deren E-Akte der Begriff „Apple Watch“ auftauchte. 64 verweigerten den Zugriff auf ihre Akte, von den verbleibenden 534 wurden 270 manuell aussortiert, weil der Begriff „Apple Watch“ nicht im Zusammenhang mit Pulsabnormitäten stand. Übrig blieben 264 Patienten, von denen 41 (15.5 %) explizit eine „Abnormer Puls“-Warnung erhalten hatten. Bei 6 von diesen 41 Patienten (15 %) wurde eine klinisch bedeutsame kardiovaskuläre Diagnose gestellt.
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Teenager mit SV-Tachykardie

Im Februar 2020 berichtete 9to5mac über eine Geschichte, die ursprünglich vom Fernsehsender KFOR in Oklahoma (USA) verbreitet wurde: Bereits im April 2018 hatte der 13-jährige Skylar Joslin während des Unterrichts eine Meldung seiner Apple Watch über eine Herzfrequenz von 190/min erhalten. Er schickte einen Screenshot an seine Mutter, die ihn abholte und ins Krankenhaus fuhr. Dort sei eine supraventrikuläre Tachykardie mit Herzfrequenzen von bis zu 280/min bestätigt und in der Folge eine Ablationstherapie durchgeführt worden.

Kommentar

Auf den ersten Blick eine weitere reißerische Story über die Segnungen der neuen Technologien, auf den zweiten Blick aber sehr des Nachdenkens wert. Tachymyopathien, also Schädigungen des Herzmuskels durch Herzrasen, sind nicht selten und werden bei Jugendlichen meistens durch SV-Tachykardien verursacht. (1), (2) Pulsfrequenzen deutlich über 200/min können schon nach wenigen Tagen zu einer schweren Herzmuskelschwäche führen. Gerade bei jüngeren Männern sehen wir aber immer mal wieder Fälle, in denen tagelang bestehendes Herzrasen nicht beachtet oder überhaupt nicht bemerkt wurde. In diesen (seltenen) Fällen kann die Herzfrequenz-Warnung des SmartEKG-Gerätes wirklich sehr sinnvoll sein.