Nach Veröffentlichung 2er großer VHF-Screening-Studien im vergangenen Jahr und der sich daraus ergebenen Diskussion u. a. bei der DGK-Jahrestagung im April 2022 ist es an der Zeit, den Artikel Screening auf Vorhofflimmern vom Januar 2020 zu ergänzen.
Neue Daten
Tenor zumindest einiger Interpretationen auf der DGK-Jahrestagung war, dass die Ergebnisse auf die unterschiedliche Schwelle für behandlungswürdiges VHF zurückzuführen sei. LOOP habe diese untere Grenze mit nur 6 Minuten bei in der Regel >3-jähriger Dauerregistrierung der Loop-Recorder vermutlich zu niedrig angesetzt.
Mein Resümee
In beiden Studien gehen die Kurven schließlich erst nach Jahren auseinander, was im Setting eines anlasslosen Screenings auch nicht anders zu erwarten war. Und ein Blick auf die Kurve sagt mir, dass auch STROKESTOP kein signifikant besseres Outcome für die Screening-Gruppe gezeigt hätte, wenn die Nachbeobachtung (wie bei LOOP) fast 1,5 Jahre kürzer gewesen wäre.
Wie auch immer, und ich bin schließlich kein Statistiker, der auf den ersten Blick nur kleine Vorteil des Screenings in STROKESTOP verdient meines Erachtens aus mehrerlei Gründen aufmerksame Beachtung:
- Mit verhältnismäßig einfacher und nicht-invasiver Intervention ist erstmals ein signifikanter Vorteil des Screenings belegt worden.
- Die NNI (number needed to invite) beträgt 91. Folglich muss man nur 91 Menschen im Alter von 75 oder 76 Jahren zu einem solchen Screening einladen, um in 7 Jahren ein Ereignis (Schlaganfall, systemische Embolie, schwere Blutung oder Tod) zu verhindern. Zum Vergleich: Für das Mammografie-Screening liegt die NNI für Frauen im Alter von 40-74 Jahren bei 1961, um einen Krebs-Todesfall innerhalb von 8 Jahren zu vermeiden.
- Ein derartiges Screening würde nach anfänglichen Mehrausgaben für das Programm bereits nach 3 Jahren durch eingesparte Behandlungskosten den Break-Even erreichen und danach Kosten sparen (Lyth J, ESC 2021)