Strikt posteriore Infarkte sind oft eine Herausforderung. Obgleich in der Regel durch einen akuten Verschluss meist der Cx verursacht, erfüllen ihre EKG mit den charakteristischen ST-Senkungen in V1-3 die STEMI-Kriterien der Leitlinien nicht. Sie gehören zu den am häufigsten „übersehenen“ OMI (Occlusive Myocardial Infarction), die von einer Akutintervention (mutmaßlich) profitieren würden. Was nicht unerheblich ist, wenn geschätzte 8 % aller OMI strikt posterior lokalisiert sind.
Andererseits aber sind >75 % der ST-Senkungen in den Brustwandableitungen bei akutem Thoraxschmerz nicht durch einen Koronarverschluss verursacht (NOMI oder Non-occlusive Myocardial Infarction). Diese Patienten profitieren von einer notfallmäßigen Angiografie nicht, können aber möglicherweise Schaden nehmen. Was tun, um bei einem solchen EKG zwischen OMI und NOMI zu differenzieren?
- Am schnellsten können die zusätzlichen Ableitungen V7-9 helfen: V7 auf gleicher Höhe wie V6 in der hinteren Axillarlinie, V9 paravertebral und V8 dazwischen. Eine ST-Hebung ≥0.05 mV in mindestens einer dieser Ableitungen spricht für einen posterioren Infarkt und wird in den STEMI-Leitlinien von 2017 als Indikation zur notfallmäßigen Koronarangiografie gewertet.
- Es spricht sehr für einen posterioren Infarkt, wenn die ST-Senkung in V1-3 ausgeprägter ist als in V4-6.
- Hohes Alter, ausgeprägtes Risikoprofil, fluktuierende Klinik und bekannte Mehrgefäßerkrankung sprechen eher für subendokardiale Ischämie, während eine konstante Klinik beim jüngeren Raucher eher auf einen posterioren Infarkt hindeutet.
- Mögliche Gründe für eine Bedarfsischämie wie Tachykardie, Sepsis, Hypoxämie oder GI-Blutung sprechen eher für subendokardiale Ischämie, während normale Vitalparameter und Angina als alleiniger Vorstellungsgrund eher auf einen posterioren MI hinweisen.
- Prominente R-Wellen in V1-3 können das Spiegelbild posteriorer Q-Zacken sein.
- Im Zweifel hilft eine Bedside-Echokardiografie am zuverlässigsten.